Dienstag, 25. Oktober 2011

13. nach Trinitatis, 18. September 2011

Liebe Gemeinde.
Wozu braucht man eigentlich Demut?
Mit dieser Frage habe ich vor zwei Wochen
meine Predigt im Gottesdienst beendet –
und möchte heute mit dieser Frage weitermachen.
Wozu braucht man eigentlich Demut?
Aber zunächst mal: Was versteht man eigentlich unter Demut?

Es hat zunächst etwas mit Erniedrigung und Unterwerfung zu tun –
beides Wörter, die erstmal nicht so pralle klingen.
Erniedrigung: Wenn man in der Klasse das Mobbingopfer ist
und ständig von seinen Mitschülern
gehänselt, ausgelacht und erniedrigt wird –
etwas, das sehr viele Menschen in der Schulzeit erleben –
dann hat das nichts mit Demut zu tun:
Hier müssen sofort die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden – und die Opfer in besonderer Weise geschützt werden.
Genauso bei der Arbeit:
Kein Mensch muss sich gefallen lassen,
von den Chefs oder Kollegen
ausgenutzt, gemobbt und erniedrigt zu werden.
Es gibt genügend Gesetze,
die hier das Recht der eigenen Person schützen.
Und vor allem: Kein Mensch darf seiner Würde beraubt werden.

Also ein erster Punkt ist:
Demut hat nichts mit Entwürdigung zu tun.
Die Beispiele aus der Schule und aus der Arbeit machen deutlich:
So eine Form der Erniedrigung kommt von außen –
man hat sich nicht selbst erniedrigt oder zum „Opfer“ gemacht.
Dagegen bedeutet Erniedrigung im Sinne einer richtig verstandenen Demut: Das kommt aus mir selbst heraus.
Aber warum?
Mein Leben ist so lebenswert und ich bin so einzigartig und großartig –
warum sollte ich verstecken, was ich habe, was ich kann, was ich bin?
Warum sollte ich duckmäuserisch durch die Welt gehen?
Aber auch das ist eine falsch verstandene Form von Demut.
Kein Mensch kann sich vor anderen so klein machen,
dass er sich im Grunde ganz auflöst und gar nicht mehr da ist.

Demut hat also auch nichts mit Selbstverleugnung zu tun.
Im Gegenteil:
Demut hat ganz viel mit der Erkenntnis der eigenen Person zu tun -
vor sich selbst,vor den anderen und auch vor Gott,
der uns geschaffen hat.
In Psalm 8 wird etwas über diese demütige Form der Selbsterkenntnis gesagt:
Der Psalmbeter sieht sich innerhalb der großartigen Schöpfung –
und er kann es kaum fassen,
wieviel Bedeutung Gott den Menschen gegeben hat.
Wenn ich sehe die Himmel,
deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast:
Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst,
und des Menschen Kind, daß du dich seiner annimmst?
Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott,
mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

Von Ehre und Herrlichkeit spricht der Psalmbeter.
Aber es sind menschliche Eigenschaften,
die er nicht aus sich selbst heraus hat.
Vielmehr, weil Gott es so wollte und will –
besteht der Mensch vor seinem Schöpfer in Ehre und Herrlichkeit.
Erinnern wir uns an die ersten Menschen, Adam und Eva.
Die beiden sind Beispiele dafür, wie perfekt Gott alles erschaffen hat.
Er hat ihnen dabei auch Grenzen mitgegeben.
Sie sollten nicht von der einen Frucht essen.
Aber die Menschen sind hochmütig.
Sie wollen sich lieber selbst ihre Grenzen setzen –
also essen sie doch von der Frucht –
um zu sein wie Gott.
Und damit ist das Paradies für den Menschen erstmal vorüber.
Das bedeutet: Das Gegenteil von Demut ist Hochmut.
Ich bin wer – und darüber gibt es nichts.
Ich bin das Maß aller Dinge.
Wer so in überzogener Weise von sich denkt,
der wird im Zweifelsfall auch über Leichen gehen.
Die gesamte Ordnung unter uns Menschen ist nur deshalb so bedroht,
weil sich die Hochmütigen immer wieder über das Recht
und über die Bedürfnisse der anderen hinwegsetzen.

In zwei Wochen ist das Erntedankfest.
Da gibt es in vielen Gemeinden die schöne Tradition,
in den Kirchraum und vor allem auf den Abendmahlstisch
Gemüse, Obst und viele andere Früchte niederzulegen.
Viele Gemeindeglieder, die etwas in die Kirche vorbei bringen,
achten darauf, dass nur die schönsten, die prallsten,
die ansehnlichsten Früchte aus der eigenen Zucht
den Weg in den Kirchraum finden.
Wer sich so am Erntedankfest beteiligt,
hat zumeist noch ein Verständnis von dem,
was auch im Gottesdienst gesungen wird:
Wir pflügen, und wir streuen den Samen
auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand. (eg 508)“.

Dabei – so richtig notwendig scheint das Erntedankfest ja nicht mehr zu sein. 
Viele Früchte sind für uns das ganze Jahr über verfügbar.
Um das Säen und Ernten müssen wir uns auch nicht kümmern.
Wir gehen einfach in den nächsten Supermarkt
und da liegt dann schon die schöne große Auswahl.

Stellen wir uns einmal vor,
Gott würde nun Adam und Eva in diesen Konsumgarten setzen –
mitten hinein in unser selbst erschaffenes Wohlstandsparadies.
Die beiden sehen sich um, gehen so umher,
und das einzige, worüber die Schlange an der Kasse noch meckert:
dass sie vergessen haben,
die Früchte in den kleinen Plastikbeuteln auszuwiegen.
Da ist nicht einmal mehr Scham darüber,
dass ihr Wohlstand zu Lasten vieler anderer Menschen geht.
Da ist nicht einmal mehr ein Nachdenken darüber,
wie die Versorgung mit Lebensmitteln
in anderen Bereichen unserer Welt aussieht.
Und so gehen Adam und Eva in ihre gemütliche Wohnung zurück,
lassen sich auf ihre Couch fallen, legen die Füße hoch
und genießen wie selbstverständlich alle Früchte,
die sie soeben erworben haben...

Es hat etwas mit Demut zu tun,
den Wert des Erntedankfestes zu verstehen.
Denn es unterbricht in besonderer Weise
unseren allzu selbstverständlich gewordenen Alltag,
in dem wir von so vielen schönen Dingen umgeben sind,
die uns auch allzu selbstverständlich geworden sind.
Zum Erntedankfest rufen wir die Erinnerung in uns wach,
dass wir empfangen, was wir haben:
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn. (eg 508)

Schließlich ist unser ganzes Leben etwas,
das wir dankbar aus der Hand Gottes nehmen.
Nicht nur die Früchte aus den Gärten.
Wie wenig selbstverständlich das Leben selbst ist,
wird vielen Menschen erst bewusst,
wenn z. B. die zermürbende Diagnose beim Onkologen offenbart wird,
oder wenn durch einen schrecklichen Unfall das Leben
neu gelernt werden muss,
oder wenn ganz plötzlich und unerwartet
der Tod ein sorgsam gehegtes familiäres Beziehungsgeflecht auseinander reißt.

Diese Ereignisse machen uns in schmerzlicher Weise bewusst,
dass es auch in unserer Welt immer noch Früchte gibt,
die wir einfach nicht ernten und essen können.
Aber genau das anzunehmen,
ohne daran zu verzweifeln, das fällt schwer.
Adam und Eva ist dies nicht gelungen.
Sie haben sich dazu verleiten lassen,
die Grenzen, die ihr Leben bestimmen,
in hochmütiger Weise zu verneinen.

Also: Demut kann bedeuten:
Die eigenen Grenzen anzuerkennen und anzunehmen.
Es geht auch darum, mit den Dingen,
die uns gegeben sind – sinnvoll umzugehen.
Sei es die Schöpfung um uns herum –
dass wir sie nicht ausbeuten,
sondern dankbar uns nehmen, was uns gegeben ist.
Das können aber auch die Ereignisse in unserem Leben sein:
Krankheiten, Unfälle, Katastrophen, Todesfälle, die uns gegeben sind,
auferlegt sind:
Daran nicht zu verzweifeln,
sondern schätzen zu lernen,
wie wichtig das Leben ist,
das wir haben und vor allem:
Wie wichtig es jetzt, in jedem einzelnen Moment ist.
Wie viele Menschen sagen nicht:
Ja, die ganz schönen Dinge,
die mache ich, wenn ich...“
Und noch bevor sie den Satz beenden können,
wartet schon der Alltag –
bis aus allen Tagen irgendwann der letzte Tag wurde.

Wie wichtig ist unser Leben –
inmitten dem Leben der anderen:
Die Frage 4 des Heidelberger Katechismus fragt genau danach:
Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?“ -
Und er antwortet mit einem Satz, den Jesus Christus gesagt hat –
und was gemeinhin das Doppelgebot der Liebe genannt wird.
Liebe deinen Nächsten und liebe Gott.
Aber in Wirklichkeit ist es ein Dreifachgebot:
Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst und liebe Gott.
Auch das ist Demut:
Liebe dich selbst, liebe deinen Nächsten, liebe Gott.
Das eine bedingt und verursacht das andere.

Der Apostel Paulus,
der in vielen Briefen immer wieder
auf eine vernünftige Ordnung innerhalb der Gemeinde hingewiesen hat – 
musste in seinem Leben oft die Erfahrung machen,
gedemütigt zu werden: Gemeinden, die er gegründet hat,
wollten plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Von vielen wurde er als ein besserwisserischer Miesmacher verstanden.
Aber dabei ist er wohl falsch verstanden worden.
Diese Form der Demütigungen hat er aber auf sich genommen –
und er hat oft geschrieben,
dass es ihm eben von seinem Herrn Jesus Christus so auferlegt worden ist.
Das ist schon auch eine Form der Anfechtung,
die wir vielleicht heute auch manchmal erleben:
Wenn sich die jungen Leute aus dem CVJM hier so engagieren
und alles so wunderbar mitmachen,
dann dürfen wir als die Gemeinde nicht vergessen,
dass es dann oft in der Schule unter Freunden heißt:
Ach, jetzt machst du wieder was für die Kirche, für den CV?“
Und nicht wenigen begegnet da Unverständnis.
Auch Paulus hat das in ähnlicher Form schon durchgemacht.
Es ist Demut, dann zu sagen:
Ja, das mache ich, weil ich daran glaube, weil's mir gut tut –
und weil es auch ein Auftrag an mich ist.“

Paulus betont immer wieder,
wie wichtig es ihm ist, das Menschen ihr Leben
nach dem Vorbild Christi leben.
Im Philipperbrief sschreibt er:
Ist nun bei euch Ermahnung in Christus,
ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes,
ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit,
so macht meine Freude dadurch vollkommen,
dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt,
einmütig und einträchtig seid.
Tut nichts aus Eigennutz oder
um eitler Ehre willen,
sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst,
und ein jeder sehe nicht auf das Seine,
sondern auch auf das, was dem andern dient.
Seid so unter euch gesinnt,
wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht

Und im Anschluss schreibt er einen Hymnus auf,
der wohl damals in den Gemeinden auch gesungen worden ist.
Darin wird deutlich,
dass Jesus Christus das Vorbild für unser Leben in Demut ist:
Er, der in göttlicher Gestalt war,
hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich
und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode,
ja zum Tode am Kreuz.
Darum hat ihn auch Gott erhöht
und hat ihm den Namen gegeben,
der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie,
die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen,
dass Jesus Christus der Herr ist,
zur Ehre Gottes, des Vaters.

Demut – Liebe zu sich selbst, zu den anderen und zu Gott –
Aufgetragenes annehmen –
das gehört zusammen,
weil Jesus Christus uns das vorgelebt hat – bis zum Ende.

Wir würden wohl immer wieder an der Demut verzweifeln,
wenn da nicht das heilsame und sättigende Wort Jesu Christi wäre.
Jesus hat sein Leben demütig bis zum Tod aus Gottes Hand angenommen.
Und er hat neues Leben, das ewige Leben empfangen.
Er ist der Grund für unsere Hoffnung im Leben und im Sterben.
Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens.
Wer zu mir kommt,
den wird nicht hungern;
und wer an mich glaubt,
den wird nimmermehr dürsten.
(Johannes 6, 35)“.
Amen

11. nach Trinitatis, 4. September 2011


Liebe Gemeinde.
Das faszinierende an den Gleichnissen,
die Jesus erzählt, ist,
dass sie auf einfache Weise etwas
über das Verhältnis von den Menschen zu Gott sagen.
So, dass jeder es verstehen kann.
Auch über die Entfernung von 2000 Jahren
hat das Gleichnis von den ungleichen Brüdern
nichts an seiner bestechenden Deutlichkeit verloren.
Wobei: In einem Weinberg arbeitet wohl niemand von uns.
Aber es finden sich Beispiele aus unserer eigenen Welt,
die dem Inhalt des Gleichnisses nahekommen.
Zum Beispiel die Sache mit dem Rasenmähen –
aus der Sicht des Aufgeforderten erzählt:

Neulich, ich war gerade wieder so zu Hause,
hab mich erstmal so auf die Couch gefletzt –
naja, erstmal n bisschen ausruhen.
Und dann, klar:
Fernseher an und erst mal n paar Folgen Scrubs reinziehen.
Ja, und dann, mitten in der ersten Folge,
kommt meine Mutter plötzlich in mein Zimmer,
stellt sich voll vorn Fernseher und meint so:
Hier, kannste mal den Rasen mähen?“
Ich so: „Ja, ja.“
Und sie: „Mach das bitte jetzt aber auch.“
Und ich so: „Ja, mach ich ja gleich!“
Und sie so: „Ja, aber auch wirklich, ne?!
Und brauchst ja nicht gleich mit den Augen drehn,
wenn ich dich mal um einen kleinen Gefallen bitte.“
Boah, und ich dann so:
Jetzt stress hier mal nich so rum! Ich mach das ja gleich wohl?!
Ich hatte heute vielleicht n anstrengenden Tag
in der Schule?!“
Ja, sie dann wieder raus, knallt schon mal die Tür zu,
und ich denk so: „Ja super!“
Da hatte ich schon voll kein Bock mehr auf Rasenmähen.
Naja, war ja auch erst so kurz nach drei oder so.
Jedenfalls, ich guck halt so weiter Scrubs –
und plötzlich reißt meine Mutter die Tür auf
und fängt voll an, mich anzubrüllen, so
Hier, ich hab dich doch gebeten, den Rasen zu mäen.
Und was ist?
Sitzt den ganzen Tag da nur rum,
sitzt vorm Computer oder vorm Fernseher.
Kannst wohl auch mal was machen.“
Jedenfalls hab ich natürlich voll zurückgebrüllt.
Is ja klar, so was muss ich mir echt nich anhörn.
Aber die Krönung von dem Ganzen, echt mal,
10 Minuten später guck ich so ausm Fenster
und da brettert meine Mutter wutschnaubend
mit dem Rasenmäher übern Rasen.
Boah, was hab ich mich aufgeregt.
Ich hätt das ja echt wohl gemacht.
Dass man nich mal in Ruhe erst
Scrubs zu Ende kucken kann.
Naja... Ach...
Wenn ich ehrlich bin, schäm ich mich ein bisschen.
Klar ist Rasenmähen nicht toll, aber...
jetzt steh ich wie der letzte Trottel da –
meine Mutter ist wieder sauer –
und das hab ich ja gar nicht gewollt---
Aber das würd ich nie zugeben!

Im ersten Moment haben die Leute,
die das Gleichnis mit den ungleichen Brüdern gehört haben,
vielleicht etwas fragend reagiert:
Was sollen bitte ein Weinberg,
ein Mann, zwei Brüder mit Gott zu tun haben?
Das Gleichnis ist ein Vergleich. Bildliche Rede.
In diesem Gleichnis geht es um die Frage,
welcher der beiden Brüder
denn den Willen seines Vater getan hätte –
Oder besser:
Welche Sorte von Menschen den Willen Gottes tun!
Der Vater enstpricht Gott. Er gibt den Menschen –
hier dargestellt durch zwei Brüder einen Auftrag.
Jesus stellt den Umstehenden selbst die Frage,
wer diesen Auftrag, diesen Willen Gottes wohl erfüllt.

Der eine, der Ja sagt, aber es nicht tut?
Also ähnlich wie der Rasenmäher-Sohn?
Nein, der andere entspricht dem Willen seines Vaters.
Denn obwohl er seinen Vater erstmal abblitzen lässt,
tut es ihm anschließend leid
und er geht dann doch im Weinberg arbeiten.
Man stelle sich das für die Sache mit dem Rasenmähen vor –
diesmal aus Sicht der Mutter erzählt:

Letzte Woche hab' ich Timmy gebeten,
den Rasen zu mähen –
er weiß ja eigentlich,
dass das eben zu seinen Aufgaben zu Hause gehört.
Aber ich wünsche mir manchmal,
dass er da auch von alleine drauf kommen würde.
Naja, das ist manchmal nicht alles so einfach.
Wir fangen deshalb schon auch manchmal Streit an.
Er sagt, er macht's,
dann kommt er aber aus seinem Zimmer nicht raus,
ich werd sauer,
und eins kommt zum andern.
Jedenfalls, letzte Woche,
da ist ein kleines Wunder passiert.
Wobei ich von seiner Reaktion erst...
ich weiß nicht,
ziemlich vor den Kopf gestoßen war.
Als ich ihn nämlich gefragt hab,
meinte er einfach so:
Nein. Mach ich nicht.“
Mit was für einer Bestimmtheit er das gesagt hat,
also, da war ich so baff,
da ist mir nichts mehr eingefallen.
Da bin ich erstmal wieder nach unten gegangen.
Und als ich die ganze Zeit überlegt habe,
wie ich da wohl drauf reagieren könnte –
da ist er einfach so nach unten gekommen,
ist ohne was zu sagen nach draußen
und hat den Rasen gemäht.
Und die Kanten hat er auch geschnitten.
Ich dachte, ich seh nicht richtig.
Ja, und als er wieder ins Haus gekommen ist,
hab ich ihn gefragt:
Sag mal, was war das denn jetzt?“
Und da meinte er:
Ja, hmm, also, tut mir leid,
dass ich vorhin so bescheuert reagiert hab.“
Und da hab ich mich so gefreut –
und ich hab gedacht:
Die Pubertät hat wohl doch einmal ein Ende.

Das Gleichnis von den ungleichen Brüdern ist deutlich:
Den Willen des Vaters zu erfüllen,
auch wenn man es eigentlich nicht wollte,
das ist gut.
Ein reines Lippenbekenntnis dagegen,
also Ja zu sagen aber anschließend nichts machen,
das ist nicht gut.
Und die Übertragung mit dem Rasenmähen macht deutlich:
Den Willen der Mutter zu erfüllen,
auch wenn man das eigentlich nicht wollte,
ist am Ende einfach viel angenehmer
für alle Beteiligten.
Der Junge, der den Rasen letztlich mäht,
der ist einfach etwas reifer.
Sein eigener Wille ist nicht das höchste Maß aller Dinge.
Er lässt sich auch von anderen etwas sagen,
er lässt sich zu etwas beauftragen,
auch wenn er erstmal ablehnt.
Der erste Junge ist dagegen noch etwas kindischer –
oder vielleicht auch ein bisschen pubertär.
Er sagt zwar zu allem Ja –
aber er lässt seinen schönen Worten letztlich
keine Taten folgen.

Was Jesus mit dem Gleichnis sagen will,
geht aber über die Arbeit in einem Weinberg –
und natürlich erst recht über das Rasenmähen hinaus:

Das wird deutlich, wenn man sich den Kontext
dieses Gleichnisses anschaut.
Jesus ist da nämlich gerade im Tempel in Jerusalem und – 
er lehrt, wie Matthäus das nennt.
Das bedeutet, er erzählt den Umstehenden
etwas von Gott.
Allerdings ist das nicht so sehr eine Predigt,
so wie wir das heute in unseren Kirchen kennen.

Vielmehr war es damals durchaus Gang und Gebe,
dass die Gelehrten sich in Diskussionen und Disputen
über Gott ausgetauscht haben.
Einer zitiert z. B. eine Stelle aus den heiligen Schriften –
äußert seine Meinung und seine Einsicht dazu –
und danach ergreift ein anderer das Wort
und bezieht zu dem eben gesagten Stellung.
So ergibt sich eine ganz lebendige Auseinandersetzung
über Themen,
die im wahrsten Sinne des Wortes
Gott und die Welt betreffen.

Nur – bei Jesus war die Sache ein bisschen anders:
Er hat eine ganz besondere, einzigartige Autorität
für sich beansprucht.
Was er sagt, entspricht der Wahrheit.
Jesus redet von Gott,
während die anderen nur ÜBER Gott reden.

Seine besondere Autorität erkennen wir heute an,
indem wir Jesus mit verschiedenen Titeln anreden: Christus,
unser Herr,
der König,
Sohn Gottes,
Erlöser,
Heiland usw...
Das wollten die Gelehrten damals so aber nicht.
Ihnen war der Zugang zu der Wahrheit,
die Jesus verkündet hat, verborgen.
Darum lassen sie keine Gelegenheit aus,
ihm Fallen zu stellen.
Am Anfang sind es nur rhetorische Fallen –
am Ende finden sie einen
seiner vermeintlich treuen Schüler,
Judas heißt er, der ihn verrät.
Aus Jesu Sicht wenden sie sich aktiv gegen die Wahrheit. Und das ist nicht nur irgendeine Wahrheit,
sondern das ist DIE Wahrheit,
die göttliche Wahrheit, gegen die sich wenden.
Jesus hat nicht nur davon geredet.
Für die Wahrheit ist er sogar gestorben.
Aber damit ist nicht die göttliche Wahrheit gestorben.
Im Gegenteil.
Gott erweckt Jesus von den Toten
und macht ihn damit zum sicheren Fundament all dessen,
was wir glauben,
nämlich,
dass unser Gott der Gott des Lebens ist
und dass unser Gott will, dass wir leben,
selbst wenn wir sterben.

Deshalb wird Jesus zum Ende
dieser Auseinandersetzung im Tempel so ernst:
Zöllner und Huren kommen eher in den Himmel als ihr.“ - 
wirft er den Gelehrten an den Kopf. Das sitzt.
Jesus meint damit:
Nur Gott gefällige Menschen kommen in den Himmel. 
Aber wer ein Gott gefälliger Mensch ist,
also, welcher Mensch Gott gefällt, das bestimmt Gott allein.

Wer meint,
sich selbst zu einem Gott gefälligen Menschen
machen zu können,
ist nur ein selbstgefälliger Mensch.
Einer der sich so gut gefällt,
dass er der Meinung ist,
dass Gott ihn auch auf jeden Fall leiden kann.
Natürlich kratzt das am Ego der Gelehrten.
Immerhin sind's ja die Gelehrten,
die Experten für Fragen des Glaubens
und der Beziehung zu Gott.
Selbstgefälligkeit und Gottgefälligkeit
sind Fragen von Hochmut und Demut.
Der Hochmütige sagt Ja –
oder noch besser: „Jaja!“, aber es kommt nichts.
Der Demütige sagt erstmal Nein –
aber dann tut es ihm leid – und er macht dann eben doch:

Im Gleichnis arbeitet der Demütige im Weinberg.
In der Übertragung mäht der Demütige den Rasen.
Aber wie sieht Demut im Leben aus?
Demut ist ja zunächst mal ein Wort,
mit dem die allermeisten nicht viel anfangen können
oder wollen.
Es ist ein sehr negativ besetztes Wort.
Aber was bringt uns Demut in unserem Leben?
Was kann es bedeuten,
als Christ in der Gegenwart im Weinberg Gottes zu arbeiten –
oder wenn man so will:
Den Rasen Gottes zu mähen?

Da dies ein Thema für eine ganz neue Predigt ist,
habe ich mir für heute etwas ungewöhnliches überlegt:
In zwei Wochen werde ich genau darüber predigen.
Ich werde genau da anknüpfen, wo ich jetzt aufhöre.
Und bis dahin:
Denken Sie/ denkt ihr doch mal ein bisschen
über Hochmut und Demut nach.
Was bedeuten diese Begriffe für Sie/ für euch?
Welche Erfahrungen haben Sie, habt ihr gemacht?
Was ist für Sie / für euch Arbeit im Weinberg Gottes?
Und inwiefern ist diese Arbeit auch mühsam?
Ich denke, dass es sich lohnt –
und ich würde mich freuen,
darüber dann auch mit Ihnen / mit euch
ins Gespräch zu kommen.
Der Friede Gottes,
welcher höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen

Sonntag, 23. Oktober 2011

18. nach Trinitatis, 23. Oktober 2011


Liebe Gemeinde.

Bei diesem Predigttext wäre es leicht, 
etwas über unser Verhältnis zum Geld zu sagen. 
Ich könnte über die allgemeine Macht des Geldes 
in unserer Gesellschaft reden und sie zugleich anprangern. 
Ich könnte kritisch nachfragen, ob es sein muss, 
dass Jahr für Jahr Unsummen auf Galli- und auf Weihnachtsmärkten 
für scheinbar sinnlose Dinge ausgegeben werden, 
wo doch mit dem Geld viel besser anderen Menschen geholfen werden könnte.
Ich könnte auch einen Vergleich einbringen, 
dass – wenn man nur ein wenig Silber hinter eine Glasscheibe legt, 
der Blick für die anderen verloren geht 
und man demzurfolge nur noch sich selbst sieht.
All das wäre wohl naheliegend, und vor allem: 
Es wäre wohl auch richtig, zu überlegen, 
inwieweit wir schon längst - wieder mal - Diener des Geldes geworden sind.

Trotzdem möchte ich heute morgen lieber über zwei Beobachtungen reden, 
die ich an dem Predigttext gemacht habe. 
Es geht zum einen um die Gefühlswelt 
innerhalb dieser Begegnung zwischen Jesus und dem reichen Mann.
Und darüber hinaus geht es darum, 
in welchem Zusammenhang der Text im Markus-Evangelium steht.

Zu Beginn des Textes fällt auf, 
dass Jesus ungewöhnlich auf die Anfrage des jungen Mannes reagiert: 
"Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?",
fragt der Mann. 
Und Jesus lässt sich auf diese Bauchpinselei erstmal überhaupt nicht ein.
"Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein." 
Ich finde diese Reaktion von Jesus deshalb ungewöhnlich, 
weil Jesus sehr genau darauf achtet, 
wie er angesprochen wird. 
Guter Meister. 
Vielleicht ist diese Anrede eine Spur zu übertrieben gekommen – 
in Verbindung mit der Geste: Der Mann kniet vor Jesus nieder. 
 
Ich stelle mir einen jungen, erfolgreichen Mann vor, 
der noch sehr viel vom Leben zu erwarten hat. 
Vielleicht ist er ein beliebter Mensch, hat einen festenFreundeskreis – 
und vor allem, das verrät uns der Text, es geht ihm auch finanziell gut. 
Eigentlich bräuchte er sich um nichts Sorgen machen. 
Aber vor kurzem hat es in seinem Leben vielleicht ein Ereignis gegeben, 
dass ihn doch nachdenklich stimmt. 
Irgendetwas lässt ihn über seine eigene Endlichkeit nachdenken. 
Und er macht sich Sorgen über ein Leben nach dem Tod. 
Weil er in seinem Leben bisher gewöhnt war, 
auf Dinge schnell und unkompliziert zu reagieren – 
so möchte er auch jetzt eine schnelle und unkomplizierte Antwort 
auf eine einfache und ganz klar gestellte Frage: 
"Was muss ich tun, um das ewige Leben zu ererben?" 
Es ist eine dringende Frage, 
die nach Sinn und Bestand in seinem Leben und drüber hinaus fragt.
Und um seiner Frage noch die nötige Dringlichkeit zu geben, 
schiebt er eben noch die scheinbar demütige Geste und Anrede hinterher: 
Er kniet vor Jesus nieder und nennt ihn „Guter Meister.“

Aber Jesus lässt sich nicht darauf ein, 
ihm eine einfache und unkomplizierte Antwort auf die Frage zu geben. 
Jesus ist kein Antwort-Apparat, kein SMS-Guru, 
der auf alle Fragen des Lebens so einfach und schlicht antwortet, 
wie Menschen es wohl manchmal gerne hätten.
Und deshalb reagiert er fast schnippisch als er sagt: 
"Was nennst du mich gut?" 
Im Grunde sagt er: 
Ich bin nicht der richtige. Ich kann dir keine einfache Antwort geben.

Denn die richtige Adresse, 
an den diese Frage gerichtet sein müsste, so Jesus, ist Gott. 
Niemand ist gut als Gott allein. 
Wenn du Antworten auf Fragen deines Lebens haben willst, 
dann stelle sie dir vor Gott. 
Jesus macht dem jungen Mann klar, 
dass er die Fragen des Lebens nicht ohne Gott bedenken kann. 
Gerade so eine entscheidende Frage nach dem ewigen Leben kann nicht ohne Gott bedacht werden. 
Denn: ohne Gott – kein ewiges Leben. 
Für den jungen Mann ist dieser Zusammenhang 
vielleicht gar nicht klar gewesen. 
Vielleicht hat er unter ewiges Leben etwas völlig anderes verstanden als Jesus.

Jesus benutzt fast immer den Begriff „Reich Gottes“. 
Er meint damit auch das Leben nach dem Tod – 
aber er meint damit vor allem folgendes: 
Wer zum Reich Gottes gehört, der lässt sich von Gott regieren. 
Wer zum Reich Gottes gehört, der dient keinem anderen Herrn als Gott allein.
Jetzt – und in Ewigkeit.

Ob das der junge Mann auch so im Kopf hatte, ist fraglich. 
Ob wir das so im Kopf haben, 
wenn wir über ein Leben nach dem Tod und über das Leben selbst nachdenken,
ist ebenso fraglich. 
Jesus verbindet die Vorstellung vom ewigen Leben 
mit dem Gedanken an das Reich Gottes. 
Jesus holt im Grunde damit jede Ewigkeistvorstellung zurück in die Gegenwart 
- denn schon hier und jetzt bricht das Reich Gottes an. 
Schon hier und jetzt können Menschen 
sich unter Gottes Herrschaft stellen lassen – 
oder eben auch: anderen sogenannten Herren und Mächten dienen.

Nachdem Jesus den Blick des jungen Mannes wieder auf Gott gelenkt hat, 
schiebt er noch eine Erinnerung an die Gebote hinterher. 
Interessanterweise nennt Jesus den Teil der 10 Gebote, 
die das Zusammenleben der Menschen regeln. 
Damit macht er dem jungen Mann klar: 
Wenn du Gott dienen willst, dann diene den Menschen.
Und der junge Mann kann daraufhin antworten, 
dass er seit seiner Jugendzeit all diese Gebote befolgt habe. 
Es ist ja auch leicht, scheinbar, 
nicht zu töten, nicht zu stehlen, nicht falsches Zeugnis abzulegen usw.

An diesem Punkt ändert sich etwas in der Beziehung 
zwischen dem jungen Mann und Jesus. 
Jetzt heißt es nämlich: Jesus gewann ihn lieb. 
Während er vorher etwas reserviert ihm gegenüber war, 
erkennt er, dass es dem jungen Mann wirklich ernst ist, 
mit seiner Frage. 
Denn er bemerkt den Eifer, mit dem der Mann antworten kann, 
alles gehalten zu haben, seit seiner Jugend. 

Damit hätte die Begegnung auch enden können. 
Der Mann hat eine Frage gestellt. 
Jesus hat auf Umwegen geantwortet und der Mann stellt fest, 
dass sein Leben schon nach dieser Antwort ausgerichtet ist. 

Aber Jesus gewinnt den Mann lieb und führt ihm deshalb vor Augen, 

dass er sich schon auf einem richtigen Weg befindet –
aber dass ihm das wirkliche Verständnis der Gebote noch nicht aufgegangen ist 
– und damit auch nicht der Zusammenhang mit dem Reich Gottes.
"Eins fehlt dir", sagt Jesus, eine Sache: 
"Geh hin, verkaufe alles, was du hast und gib's den Armen, 
so wirst du einen Schatz im Himmel haben 
und komm, und folge mir nach."
Jesus erkennt das Potential, dass dem Menschen innewohnt. 
Er verlangt viel von ihm. 
Jesus will, dass der Mensch seinen begonnenen richtigen Weg 
richtig versteht und ihn ganz konsequent weiter verfolgt.
Er soll sich auf den selben Weg wie Jesus machen. 
Folge mir nach.
Nach Jesu Auffassung versteht der Mensch die Gebote erst dann richtig, 
wenn er sie so konsequent befolgt, 
wie er es hier deutlich macht. 
Nicht zu töten, nicht zu stehlen, nicht falsches Zeugnis abzulegen 
bedeutet dann nicht mehr die Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Status. 
Die Gebote sind auch nicht so etwas wie Besitzstandsverischerung.

Stattdessen, nicht zu töten, nicht zu stehlen bedeutet:
Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen. 
Nicht falsches Zeugnis abzulegen bedeutet: Folge Jesus nach.
Das Reich Gottes bedeutet: Alles was deins ist, gehört nicht dir.
Der junge Mann reagiert verständnislos. 
Das ist zuviel für ihn. Das will er nicht tun. 
Vielleicht identifiziert er sich über die vielen Dinge, 
die er tut und die er besitzt.
Mein Haus, mein Acker, mein Pool. 
Der Mann ist, was er hat. 
Wenn er nun alles, was er hat, weggibt, 
dann würde er sich selbst weggeben. 
Das kann der Mann sich nicht vorstellen.

Aber das ist genau das, was Jesus verlangt. 

Gib dich selbst weg. Gib dich ganz auf.
Denn du bist, - nicht was du hast, sondern du bist Gottes Kind.
Der junge Mann wird traurig und geht weg. 
Das war zuviel für ihn.
Wir erfahren nichts mehr über ihn. 
Ob er zu Hause noch lange darüber nachgedacht hat, 
was Jesus ihm erzählt hat? 
Ob er nachdenklich geworden ist? 
Ob er Jesus nachgefolgt ist, vielleicht doch noch? 
Wir wissen es nicht. 
Und Jesus? 
Er verliert kein Wort mehr über den jungen Mann, 
den er doch soeben erst lieb gewonnen hatte. 
Stattdessen sagt er zu seinen Jüngern: 
„Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!“

Die Geschichte lässt einen mit gemischten Gefühlen zurück. 
Eine gewisse Ratlosigkeit macht sich breit. 
Bin ich eher ein Mensch, der nachfolgt 
oder doch eher der traurige junge Mann, der wieder weggeht?
Sich selbst aufgeben, weggeben, hingeben? 
Alles, wofür ich gearbeitet habe, 
alles was mir im Leben wichtig und richtig scheint – 
alles soll ich hinterfragen und unter Umständen aufgeben und abgeben?
Bei dieser Ratlosigkeit tut es gut, 
Jesu letztes Wort zu hören, 
dass er hier den Jüngern sagt: 
"Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; 
denn alle Dinge sind möglich bei Gott." 
Es besteht also Grund zur Hoffnung.

Die Begebenheit zwischen Jesus und dem reichen jungen Mann
ist einer von drei Texten im Markus-Evangelium, 
die nacheinander die Frage behandeln, 
wie man das Reich Gottes empfängt – 
wie man es also anstellt, dass man Gott seinen Herrn sein lässt.
Zunächst geht es um die Kinder: 
Jesus lässt die Kinder zu sich kommen – 
nachdem die Jünger sie wieder wegschicken wollten. 
Er sagt, dass den Kindern das Reich Gottes gehört. 
Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, 
der wird nicht hineinkommen.

Nachdem er die Kinder gesegnet hat, 
kommt der reiche junge Mann auf ihn zu. 
Auch hier geht es darum, wie man das Reich Gottes empfängt – 
oder aber: Was einen davon abhält, 
sich durch und durch von Gott beherrschen zu lassen.

Und schließlich, nach diesem Gespräch spricht Petrus zu Jesus. 
Er sagt, dass sie als Jünger tatsächlich alles verlassen haben 
und ihm konsequent nachfolgen. 
Dabei klingt eine gewisse Anfrage mit: 
Was haben wir davon, dass wir dir nachfolgen?
Jesus antwortet: Es soll euch hundertfach belohnt werden. 
Alle Anfechtungen und Leiden, 
die hier um Jesu willen ertragen werden müssen, 
werden dereinst, im ewigen Leben keine Rolle mehr spielen.

Es ist interessant, wie das im Markus-Evangelium hier aufgebaut ist. 
Denn im Leben eines jeden Menschen gibt es das: 
Zunächst ist man Kind. 
Man sieht die Welt voller Schönheit mit dem Staunen 
und der unbedarften Neugier eines Kindes. 
Vom Kind wird man Jugendlicher, dann Erwachsener. 
Man hetzt sich ab. Muss schaffen. 
Alles muss irgendeinen Sinn haben, es muss sich auch lohnen. 
Irgendwann kommt die Zeit im Leben, in der man begreift, 
dass es nicht für alles nur schnelle Antworten gibt. 
Ein weises Verständnis vom Leben 
mit den anderen Menschen und mit Gott entwickelt sich - im besten Falle.

Und so wie sich im Leben eines jeden Menschen diese Dinge verändern, 
so verändert sich auch die Frage nach Gott. 
Unser Predigttext heute führt uns vor Augen, 
dass es auch eine Zeit im Leben des Menschen gibt, 
in der die Frage nach Gott und das Leben nach seinen Geboten 
als unbequem erscheint. 
Als geradezu so unbequem, dass man nicht bereit ist, 
sich dem zu unterwerfen. 
Wie gut, dass Markus die Frage nach dem Reich Gottes 
nicht mit dieser Geschichte enden lässt. 
Stattdessen besteht noch Hoffnung:

Auf ein Verständnis von Jesu Nachfolge. 
Auf einen weisen Umgang mit den Geboten. 
Auf einen achtsamen Umgang mit den anderen Menschen – 
und damit auch die Hoffnung, 
sich eines Tages doch noch von Gott regieren zu lassen. 
Amen.